Auswandern nach Griechenland

Weiße Weihnachten in kurzer Hose

Das typische Bild, dass einem in den Kopf kommt, wenn man an Griechenland denkt, sind die traumhaften Strände und warmen Temperaturen. Viele Menschen orientieren sich an den Wintertemperaturen von Athen, den Küstenstädten und den Inseln. Daher gehen viele davon aus, dass es generell in Griechenland selten schneit. Jedoch fällt in vielen Regionen jährlich viel Schnee und in denen sogar kleinere Skigebiete ausgebaut sind. Griechenland hat viele Berge, dessen Bergspitzen bereits im Spätherbst verschneit sind. Viele Bergdörfer sind zur Weihnachtszeit malerisch schön mit Schnee bedeckt und in der Luft liegt der typische Holzgeruch der aus den knisternden Kaminen steigt.

In Griechenland ist beides möglich. Man kann Weihnachten im T-Shirt und kurzer Hose im Garten grillen und dabei auf einen verschneiten Berg schauen oder in die Bergdörfer fahren und die Zeit im Schnee verbringen.

Unabhängig davon, wo man sich in Griechenland aufhält, werden bereits Anfang November die öffentlichen Plätze und Straßen, der Einzelhandel und die Gastronomie, sowie die Häuser und Wohnungen mit vielen kleinen Lichtern, Weihnachtsbäumen, Krippen und kleinen Schiffchen (Karavaki) feierlich geschmückt. Das Schiffchen symbolisiert einerseits die Kirche und anderseits die Tradition der griechischen Seefahrt und Fischerei.

In Griechenland gibt es seit einigen Jahren in den Städten eine Art Weihnachtsmarkt namens Christogenniatiko Chorio (Weihnachtsdorf). Da der Weihnachtsmarkt für die Griechen relativ neu ist, ist dieser dadurch noch nicht gut besucht und die typischen Gerüche des deutschen Weihnachtsmarkes fehlen.

Mit dem Weihnachtsfest sind viele Traditionen verbunden, welche die Weihnachtszeit zu etwas Besonderem machen. Während der Weihnachtszeit freuen sich viele Menschen gemütliche Stunden im Kreise ihrer Lieben zu verbringen, gemeinsam zu essen und sich zu beschenken. Zu den Feiertagen füllen sich die Straßen und die Städte leeren sich. Viele verbringen die Weihnachtstage auf dem Land oder auf den Inseln. In den meisten griechischen Städten sind die „Einheimischen“ in der Minderheit. Die Mehrheit der Stadtbewohner ist aufgrund der Arbeitssituation in die ländlichen Regionen gezogen. Die Eltern und Großeltern leben meist im ländlichen Raum, dessen Besuch über Weihnachten eine Pflicht ist.

Während die Protestanten und Katholiken sich mit der Adventszeit auf Weihnachten einstimmen, beginnt am 14. November für die orthodoxen Christen die vorweihnachtliche Fastenzeit (Philippus-Fastenzeit). Die Fastenzeit endet mit dem Nachtgottesdienst am Heiligabend.

Weihnachtsfeuer

Am Abend des 23. Dezember wird traditionell der Kamin angeworfen. Das Feuer steht symbolisch dafür, in der kalten Nacht das Christkind zu wärmen. Der Kamin wird bis zum 6. Januar dauerhaft genutzt. Der Sage nach, sollen am Tag der Geburt Jesus Christus gemeine Kalikanzari (Kobolde) aus der Unterwelt hervorgekommen sein, um den Menschen kleine Streiche zu spielen. Das Feuer soll die Kalikanzari bis zum 6. Januar fernhalten. Denn am 6. Januar werden sie jährlich von dem Pappa (Priester) in die Unterwelt vertrieben. Also wundern Sie sich nicht, wenn ein Pappa mit Weihrauch und Myrrhe vor ihrer Tür steht und ihr Haus segnen oder die Kalikanzari vertreiben möchte. Gold schenkt er Ihnen leider nicht. Das Gold (Geld) schenken sie ihm als Dank, indem sie es unauffällig in die Tasche seines Gewandes stecken.

In machen Regionen wird ein Weihnachtsfeuer, ähnlich dem Osterfeuer entzündet. Für dieses Ereignis spenden die Familien das sogenannte Christoxilo (Weihnachtsscheit), also das schönste Stück Holz, das sie besitzen. In größeren Gemeinden ist das Weihnachtsfeuer sogar ein richtiges Fest mit Livemusik.

Kalandas

Kalandas bezeichnet die traditionellen Weihnachtslieder, die die Geburt Christi verkünden sollen. Mit dem singen der „Kalandas“ beginnt das Weihnachtsfest und endet am 6. Januar (Heiligen Drei Könige). Am Vormittag des 24. Dezembers ziehen die Kinder singend mit ihren Triangeln, Glöckchen und Trommeln von Haus zu Haus. Bevor die Kinder anfangen zu singen, fragen sie: „Na ta pume“ (Sollen wir es sagen?). In der Regel wird dieses bejaht und die Kinder werden für ihr Ständchen mit Süßigkeiten, Obst oder kleinen (Geld)-Geschenken belohnt.

Am 31. Dezember und am 6. Januar ziehen die Kinder erneut von von Haus zu Haus – für das neue Jahr und das Dreikönigsfest.

Der eine oder andere wird an dieser Stelle denken, dass die Griechen dank der Fastenzeit rank und schlank Weihnachten überstehen. Dem ist oft nicht so. Denn an Weihnachten gibt es neben dem klassischen Festtagsessen (Schweinebraten, Spanferkel, gefüllter Truthahn etc.) eine Menge verlockender Kekse und Süßspeisen. Die klassischen und beliebtesten Weihnachtsgebäcke sind Kourabiedes (Butterplätzchen mit Mandeln und viel Puderzucker) und Melomakarona (Honiggebäck). Viele griechische Muttis runden die weihnachtliche Dekoration im Haus mit großen Tellern voller Süßspeisen ab. Wenn man seinen Blick im Wohnzimmer oder Küche schweifen lässt, fällt es irgendwann jedem schwer, den verlockenden Schneebergen aus Puderzucker, Schokoladentürmchen und Sirupspeisen zu widerstehen. Ein griechisches Weihnachtslied bringt die Versuchungen und das Völlegefühl vieler Griechen auf den Punkt.

Ein Klagelied an die Kourambiedes

Ein Video dazu gibt es auf Youtube: https://www.youtube.com/watch?v=1_FwgPusapU

(Sinngemäße Textübersetzung)

Ah… mein Schmerz ist groß
und es gibt keinen Platz für einen weiteren… Kourambies (Butterplätzchen mit Mandeln)

Der Kourarambies, der Kourambies, der Kourambies…

Der Puderzucker breitet sich wie Schnee auf dem Teller aus,
Alle Süßigkeiten der Welt rufen mir zu: „Komm schon!“
Ein Berg von Melomakarona steht auf dem Tisch und
meine Augen liebäugeln mit der daneben stehende Wasilopita
Und gegenüber ist der Morfonios (Figur mit einem riesigen Kopf und Nase aus dem Schattentheather)
so süß wie gekochter Most
wie gern wäre ich wie Jenny Karezi (Eine griechische Schauspielerin)

Auf die Waage, auf die Waage!
Ah, ich werde sieben Kilo zunehmen! Kilo!

Tsourekia, Tsourekia, Tsourekia (Hefezopf)

Ich rieche die duftenden Tsourekia
mein Gott, wie soll ich widerstehen?
Lass mich einen Schluck Wein nehmen, um meinen Mund zu befeuchten
In meinem Weinrausch verspüre ich den Drang zu tanzen,
aber ich weiß nicht, ob ich in meine Hosen passen werde

Auf die Waage, auf die Waage!
Ah, ab Montag DIÄT!

Bourekakia, Bourekakia, Bourekakia (Blätterteigröllchen mit Sirup)
ich rieche die Bourekakia, Kalitsounia (Sternförmiges gefülltes Gebäck)
und die Papades (Eine Art Krapfen mit Sirup)
Duzendene gleiten mir durch die Finger
Wie viel Sirup hast du in das Baklava getan, Mensch Mutter?
Und ich bin aufgebläht und anschwollen an wie eine Aubergine…

Trink eine Soda, trink eine Soda, trink eine Soda.
Ah, der Kourarambies!

 

Bescherung

In Griechenland gibt es keinen einheitlichen Tag für die Bescherung. Selbst in meiner großen Familie bringt der Agios Vassilis die Geschenke bei einigen Verwandten bereits am Heilig Abend, und bei anderen am 1. Weihnachtstag vorbei. Andere wiederum müssen sich bis zum 1. Januar oder 6. Januar gedulden. Auch wie die Geschenke überreicht werden, ist unterschiedlich. Traditionell werden die Geschenke unter die Betten gelegt, da der Brauch des Aufstellens von Weihnachtsbäumen in Griechenland noch relativ jung ist. Der Brauch des Weihnachtsbaumes soll mit dem bayrischen Prinzen Otto nach Griechenland gekommen sein. Durch die Einflüsse der Auslandsgriechen und durch die amerikanischen Filme legen viele Familien die Geschenke unter den Weihnachtsbaum und packen diese gemeinsam aus.

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