Das Thema Fasten ist in aller Munde. Es ist heute längst mehr als ein religiöses Ritual. Immer mehr Menschen fasten regelmäßig, um den Körper dauerhaft von Schadstoffen zu reinigen und ihn gesund zu machen. Nicht ohne Grund ist das Fasten in vielen Kulturen und Religionen tief verankert. Bereits zu Zeiten des Hippokrates begannen die Menschen, das Fasten zur Therapie körperlicher und geistiger Erkrankungen einzusetzen. Menschen, die regelmäßig fasten, sind seltener übergewichtig, haben ein geringeres Risiko für Asthma und Arthritis, Bluthochdruck und bestimmte Krebskrankheiten. Im Alter entwickeln sie auch seltener eine Demenz. Das Fasten wirkt sich auch positiv auf die Psyche des Menschen aus. Häufig nutzen Menschen die Fastenzeit zur inneren Einkehr und Selbstreflexion. Das Fasten könnte einer der Gründe sein, warum viele Griechen ein sehr hohes Alter erreichen und ein fröhliches Gemüt haben.
Der Brauch
In Griechenland fasten immer noch große Teile der Bevölkerung nach christlich-orthodoxem Brauch. Viele Griechen fasten nicht mehr aus religiösen Gründen, sondern aus der Tradition heraus. Das aus der Tradition heraus erlernte Verzicht üben, möchten viele Griechen an ihre Kinder weitertragen. Über das Jahr verteilt gibt es drei Fastenzeiten. Vor Ostern, vor Maria Himmelfahrt (15. August) und vor Weihnachten wird auf Fleisch (Ausnahme Meeresfrüchte) und auf tierische Erzeugnisse (Milch, Eier, etc.) verzichtet. Eine Besonderheit ist, dass während der Fastenzeit auf Olivenöl verzichtet wird, jedoch Oliven als Frucht gegessen werden. Dies ist heutzutage ein Brauch aus der Tradition heraus. In früheren Zeiten wurde vielerorts das Olivenöl in Tierblasen aufbewahrt und kam somit in Kontakt mit einem Tierprodukt, das zu Fastenzeiten nicht verzehrt wird. Die Fastenzeit vor Ostern stellt die wichtigste Fastenzeit im Jahr dar. Dieser Fastenzeit geht eine dreiwöchige Vorbereitungsphase voraus, den Apokries (Karnevallszeit), in der ausgiebig gefeiert wird. Die Vorbereitungsphase wird in den Wochen Profoni (Ankündigungswoche), Kreatini (Fleischwoche) und Tirofagou (Käsewoche) unterteilt, bevor die Fastenzeit beginnt.
Gastfreundschaft
In Griechenland gilt Fleisch als kostbar und wird besonders den Gästen in größeren Mengen gereicht. Es steht symbolisch für Reichtum und Gastfreundschaft. Jedoch kann es gut vorkommen, dass Sie in der Fastenzeit in manchen ländlichen Tavernen oder zu Besuch bei gläubigen Bekannten nur „nestisma“ (Fastenessen) aufgetischt bekommen werden. Auch die griechische Fluggesellschaft Aegean Airlines reicht seinen Fluggästen zu allen Fastenzeiten nur „nestisima“ Gerichte.
VEGAN
Obwohl die vegane Ernährungsweise in Griechenland bekannt ist, kann das Wort „nestisimo“ (Plural: „nestisima“) für alle Veganer Wunder bewirken. Ihnen werden automatisch nur vegane und ggf. Fischspeisen angeboten und serviert.
